Tel. 0611-429197

Lead Bild

Gestalten Sie online ein Erinnerungsbuch mit den Kerzen und Bildern von der Gedenkseite und eigenen Fotos – Lieferung direkt nach Hause.

Zur Fotobuchsoftware

Fassen Sie Ihr Mitgefühl in Worte!

Kondolenz schreiben

Eleonore Jeckgestorben am 28. Juli 2024

Stimmungsbild

Alfred
schrieb am 22. Mai 2025 um 16.21 Uhr

Stufen
Orginal: Hermann Hesse, das Glasperlenspiel
Bearbeitung: Hanspeter Sperzel


"Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit und auch jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.

Wie jede Pflanze ihrem Ausgangspunkt im Samen und damit im Blühen und Reifen findet, so reift auch der Mensch in der Zeit der Jugend. Doch diese Zeit ist begrenzt und wenn auch ewige Jugend der Traum vieler Menschen zu allen Zeiten war und ist, so endet doch der Traum mit dem Eintritt ins Erwachsensein, und es beginnt die Zeit, in der die Tugend lebt und die Weisheit sich bildet. Der Traum der Jugend darf also nicht ewig dauern, wenn Tugend und Weisheit wirklich gedeihen sollen. Viele Völker dieser Erde feiern diesen Eintritt als “die Geburt des Menschen”, als “den Tod des Kindes” oder als “Initiation”.

Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Das Leben hält viele Rufe an uns bereit, und sie alle sind mit Abschied und Neubeginn belegt. Das Verlassen der Jugendzeit, die Geburt eines Kindes oder der Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Partnerschaft oder der Beginn einer neuen Liebe sind hier ebenso angesprochen wie das Heraufdämmern einer neuen Einsicht oder der Beginn eines neuen, eines anderen Denkens. Tapferkeit und Trauer sind wichtige Elemente des Wandels. Ihnen den Raum zu geben, der ihnen gebührt, sie zu leben und loszulassen, wenn die Zeit gekommen ist, dies ist der Zauber des Anfangs. Dies ist gemeint mit “in Tapferkeit und ohne trauern”. Wir sollen uns frei machen für den Neubeginn, uns öffnen für diesen Zauber. Dann beschützt er uns und dann hilft er uns, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.

“Räume durchschreiten” und an “keiner Heimat hängen” bedeutet auf dem Weg zu sein, bedeutet, nicht still zu stehen und Schritt für Schritt und Stufe um Stufe zu nehmen. Und wir finden diesen Weg, diese Räume und Stufen, in der Heiterkeit als dem Grundmotiv unseres Handelns. Und diesen Weg zu gehen ist nicht nur eine Möglichkeit, die das Leben für uns bereit hält, nein, der Geist, der hinter allem steht, verlangst von uns diese Anstrengung. Gehen wir diesen Weg nicht, so drohen uns Fesseln und Enge. Uns zu “heben und zu weiten”, uns zu entwickeln also ist das Motiv unseres Hierseins.

Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Wir werden geboren in einen Kreis und mit jedem Tag wird uns dieser Kreis mehr vertraut, Wird mehr und mehr zur Heimat. Dieser Kreis bietet uns Schutz und Bequemlichkeit, und genau hier beginnt die Gefahr von Lähmung und Erschlaffen. Wenn wir das Lernen einstellen, uns eingraben in die gewonnene Bequemlichkeit, nichts Neues mehr annehmen, dann verliert das Leben seinen eigentlichen Sinn. Und dieser Sinn, wir hörten es bereits, ist das auf dem zu Weg sein; und hierzu gehört das Aufbrechen, daß sich in Bewegung setzten und das auf die Reise gehen. Und diese Reise besteht nicht nur darin, ein fernes Land zu besuchen oder sich in einen anderen Kreis von Menschen zu begeben, sondern hierher gehört auch die Reise nach innen, der Wandel des Denkens und des Empfindens, das Entwickeln von Höherem wie Toleranz, Mitgefühl und Liebe.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegensenden,
Der Ruf an uns wird niemals enden ...

Die Zeit eines Menschen ist begrenzt, und die Tatsache der Geburt beinhaltet auch immer das Dämmern des Todes. Beide, “geboren werden” und “sterben” bedeuten, das wir in neue Räume eintreten, bedeuten einen Neuanfang. Und wenn uns der Tod neuen Räumen entgegensendet, und wenn wir diese Räume “jung” betreten, und wenn dann dieses Werden und Vergehen, dieser Ruf, niemals endet, dann erfahren wir die Wirklichkeit unseres Selbst, das ewiges Sein, Unsterblichkeit bedeutet. Mit dieser Erkenntnis in unserem Herzen verlieren Angst und Leere ihre Bedeutung und wir lernen, wieder und wieder neu zu beginnen, lernen, wirklich zu leben.

Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde !"

Möge es Dir gut gehen wo auch immer Du jetzt bist. Ich denke an Dich!